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Dienstag, 14. April 2015

Im Zeitraum von Januar bis März 500 Tote, 30 mal mehr als 2014

Meridionews – Die Polizei hat entsetzliche Zeugenaussagen einiger in Pozzallo angekommener Verzweifelter gesammelt. Es wurde Mordverdacht gegen den angeblichen Schleusers, der verhaftet wurde, erhoben. Unterdessen hat die Küstenwache in der Nacht mehr als 1000 Personen in die Häfen von Trapani und Palermo gebracht. Unter ihnen auch die neun Leichen des gestrigen Schiffsunglückes nicht weit von Libyen.
Eine ins Meer geworfenen Leiche, zerfleischt von den Haien, die dem Schlauchboot folgten. Es ist die letzte entsetzliche Zeugenaussage einiger Migranten, die von den italienischen Hilfseinheiten gerettet  und gestern nach Italien gebracht wurden. Laut des Berichts beschuldigt die Staatspolizei den vermeintlichen Schleuser dieser Reise, der bereits verhaftet wurde – es handelt sich bei ihm um einen aus Guinea stammenden Mann – nun neben der Begünstigung der illegalen Einreise auch wegen Mordes. Einige Personen, die auf dem Boot waren, haben berichtet, dass der Mann verstorben sei, als er Benzin einatmete, das aufgrund der unruhigen See verschüttet worden war. Die Leiche sei in die Wellen geworfen und vor den Augen der Migranten von Haien gefressen worden. Eine Entscheidung, die nach langen Debatten von den selbigen getroffen wurde: einige hatten vorgeschlagen die Leiche ihres Mitreisenden ins Meer zu werfen, weil sie vor den dem Boot folgenden Haien Angst hatten und die Tiere fernhalten wollten. Und am Ende sei es genau so gemacht worden: die Leiche wurde vom Boot ins Meer gerutscht und das Rudel entfernte sich vom Boot.
Mit diesem letzten Fall steigt die Zahl auf elf bestätigte Opfer unter den Migranten, die innerhalb der letzten zwei Tage versuchten den Kanal von Sizilien zu überqueren. Neun Leichen wurden 80 Meilen entfernt von der Küste Libyens von der Küstenwache geborgen, in einem Gebiet, in dem ein Boot gekentert war. Ein zehntes Opfer konnte gestern von einem Boot der vielen Hilfseinheiten geborgen werden. Am späten Abend des gestrigen Tages hat das Motorbootes der Küstenwache mit den neun Leichen der Migranten den Hafen Trapanis erreicht: sieben werden in die Leichenhalle des Friedhofs in Trapani gebracht und die anderen beiden in die des Krankenhauses Sant'Antonio Abate.
In der gleichen Nacht ist in Palermo ein Schiff der Küstenwache gelandet, welches 1200 Verzweifelte – größtenteils Syrer, Somalier und Eritreer – in verschiedenen Hilfseinsätzen aufgesammelt hatte. Währenddessen wurden die gestern in Catania angekommenen 321 Migranten alle ins CARA von Mineo verlegt.
Es sind die letzten Interventionen nach einem dreitägigen, brennend heißen Rettungseinsatzes. In den letzte 48 Stunden wurden um die 30 Hilfseinsätze durch italienische Einsatzkräfte und durch Frontexmitarbeiter, die an der Operation Triton beteiligt sind, gezählt. Insgesamt handelt es sich um ungefähr 7000 gerettete Personen.
Doch es sind viele die es nicht schaffen. Für den Zeitraum von Januar bis März beläuft sich die Zahl der Toten, laut der letzten Schätzung der UNHCR (Flüchtlingshilfsorganisation der Vereinten Nationen) bereits auf 500. Das sind drei mal so viele im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2014, als die italienische Operation Mare Nostrum in Kraft war, welche Ende des vergangenen Jahres durch die europäische Operation Triton abgelöst wurde. In diesen ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2015 haben die Ankünfte eine Höhe von 16 000 erreicht, wesentlich höher als im gleichen Zeitraum 2014, das als Rekordjahr gilt, in dem 170 000 Ankünfte gezählt wurden. Es kommen weniger Migranten aus Syrien, dafür steigt die Zahl der aus der Subsahara kommenden.
Die Aufnahme allerdings bleibt, trotz des Plans des Innenministeriums, welcher die Beteiligung aller italienischen Regionen vorsah, eine Last des Südens. Die Anwesenheit der Migranten konzentriert sich zu 50% auf die Zentren in Apulien, Kampanien, der Basilikate, Kalabrien und Sizilien, wobei auf der letzten wohl die größte Last liegt. “Wenn alle Kommunen zusammenarbeiten würden – sagte vor wenigen Tagen der Chef des Migrationsdezernats in italienischen Innenministeriums, Mario Morcone – würde es sich um wenige Personen für jede einzelne Komune handeln, mit einem unauffälligem sozialen Einfluss”

Aus dem Italienischen übersetzt von Viktoria Langer